Cross Platform Frameworks im Handel 2022

Welche Rolle spielt die plattformübergreifende App-Entwicklung im Einzelhandel im Jahr 2022?

Im Einzelhandel herrscht ein hoher Wettbewerbsdruck. Händler:innen kommunizieren und verkaufen heutzutage über unterschiedliche Kanäle mit beziehungsweise an ihre Kund:innen. Deshalb ist eine passende Omnichannel-Strategie, in der ein plattformübergreifendes App-Angebot nicht fehlen darf, für Retailer essenziell. Mobile Applikationen, die auf mehreren Plattformen verfügbar sind, bringen Einzelhändler:innen einen besseren Zugang zu einem größeren Publikum, was sich schlussendlich auch auf die Verkaufszahlen auswirkt. Die Zauberformel, mit der Apps effizient für mehrere Plattformen bereitgestellt werden heißt “Cross Platform Frameworks”.

In diesem Blogbeitrag erörtern wir die Bedeutung der plattformübergreifenden App-Entwicklung für den B2C-Handel und zeigen auf, wie weit die neuen Technologien dort im Jahr 2022 verbreitet sind.

Was sind plattformübergreifende App-Frameworks?

Die Anwendung von Cross Platform-Technologien beschreibt die Entwicklung einer einzelnen Anwendung – und zwar gleich für verschiedene Betriebssysteme. Dazu gehören beispielsweise iOS, Android, Windows, macOS und Linux. Auch Webbrowser wie Chrome, Edge oder Firefox werden als Plattform definiert. In diesem Fall sprechen App-Developer von einer Web Application oder kurz WebApp. Es gibt verschiedene plattformunabhängige App-Werkzeuge, die Einzelhändler:innen dabei helfen, eine einheitliche Benutzeroberfläche und Funktionalität über alle verfügbaren Geräte hinweg zu gewährleisten.

Cross Platform-Entwicklung

Zu den häufig eingesetzten Cross Platform-Anwendungen gehören unter anderem React Native, Flutter und .NET MAUI (ehemalig Xamarin). Bei React Native handelt es sich um ein Framework, das von Facebook (Meta) entwickelt wurde. Es ermöglicht Entwickler:innen, iOS- und Android-Apps aus einer einzigen Codebasis heraus zu erstellen.

Flutter ist eine Cross Platform-Technologie von Google, mit der native Applikationen für iOS und Android entwickelt werden. Das Open Source Framework .NET MAUI, welches eine Weiterentwicklung von Xamarin darstellt, wird derweil für die Entwicklung von nativen Apps für iOS oder Android sowie macOS und Windows eingesetzt. Es basiert auf dem .NET und wird unter der Leitung von Microsoft entwickelt.

Sind Cross Platform Frameworks die Zukunft des Einzelhandels?

Die Retail-Branche steht vor einer Reihe von Herausforderungen, wenn es darum geht, Kund:innen anzusprechen und zu binden. Einzelhändler:innen müssen sich daher ständig fragen, welche neuen Technologien sie verwenden sollten, um ihr Geschäft voranzutreiben.

Einige Einzelhändler:innen haben schon heute erkannt, dass die Cross Platform-Entwicklung eine großartige Möglichkeit ist, um Kund:innen digitale Shopping- und Serviceerlebnisse effizient anbieten zu können. Sie ermöglichen es Retailern, Apps mit nur einer Code-Basis zu entwickeln, die nahezu unmittelbar auf unterschiedlichen Plattformen verwendet werden können.

Das plattformübergreifende Software Development bietet also ein einheitliches Benutzererlebnis auf allen Betriebssystemen und verschiedenen Plattformen. Solche Frameworks machen es insbesondere möglich, Anwendungsprogramme einfacher und schneller zu aktualisieren. So können Entwickler:innen sicherstellen, dass B2C-Apps immer mit den neuesten Funktionen und Produkten ausgestattet sind. Änderungen lassen sich schnell zentral implementieren und direkt auf den verschiedenen Plattformen nutzen.

Insgesamt sind plattformunabhängige App-Frameworks also ein mächtiges Werkzeug für jeden Retailer, der seinen Kund:innen ein modernes und plattformunabhängiges Einkaufserlebnis bieten möchte. Doch überraschenderweise wird diese Technologie noch nicht so genutzt, dass ihr Potenzial sich voll entfalten kann.

App-Report Retail 2021

30 Apps von Einzelhandelsunternehmen im Vergleich
App-Report Retail 2021

Wie weit sind Cross Platform-Technologien im Jahr 2022 verbreitet?

Um herauszufinden, wie es um die Verbreitung von Cross Platform-Technologien bestellt ist, haben unsere App-Expert:innen die 50 populärsten Shopping-Apps aus dem B2C-Bereich untersucht. Mithilfe einer eingehenden Analyse wurde bei der Erhebung die Frage geklärt, wie beliebt plattformübergreifende Tools für Entwickler:innen insbesondere im Retail-Bereich und im E-Commerce sind. Durch die Kombination verschiedener Analysetechniken erkannten unsere Expert:innen in den Applikationen bestimmte Muster, die auf die Verwendung eines derartigen Frameworks schließen lassen.

Feststellung des verwendeten Cross Platform Framework

Um konkrete Aussagen zur Popularität von plattformunabhängigen Developer-Tools tätigen zu können, haben unsere Kollegen Frederick Klyk, Ibrahim Akkaffa und Nezar Shaaban die 50 beliebtesten Shopping-Apps 2022 aus dem offiziellen Google Play Store auf ihre Android-Geräte heruntergeladen. Anschließend haben sie die Software auf einen Computer übertragen und mit Tools wie Dex2Jar, JD-GUI oder ApkTool analysiert. Dabei spielten folgende App-Merkmale eine Rolle:

Android

Android

  • Nutzung androidspezifischer Bibliotheken und Elemente wie Dagger, Koin, Retrofit, Coroutines, Fragments, RecyclerView und ViewHolder
  • Merkmale der übrigen Technologien sind nicht vorhanden
Logo react

React Native

  • App enthält Ordnerpfad /com/facebook/react oder Datei libreactnativejni.so
Logo Flutter

Flutter

  • App enthält Datei libflutter.so
  • Views enthalten keine LayoutBoundaries
Icon Entwicklung

Web-App

  • Nutzung von Cordova (enthält unter anderem Dateien mit cordova.js) oder
  • Nutzung von Capacitor (enthält unter anderem Dateien mit Capacitor.config.ts beziehungsweise Capacitor.config.json) oder
  • Nutzung von Ionic (enthält Datei Ionic.config.json)
  • Verhältnis „echter“ Android Screens (Activities, Fragments) zu WebViews
  • Ladezeit und -verhalten von Screens (manuelle Prüfung durch Nutzung der App)

Die Entscheidung für den Google Store fiel bewusst, denn die Analysemöglichkeiten sind bei iOS-Applikationen aus dem Apple App Store deutlich eingeschränkter.

Google Play Store: Die Verbreitung von Cross Platform-Technologien im Jahr 2022

Die finale Auswertung der Daten brachte überraschende folgende Ergebnisse zutage: Von den 50 untersuchten Android-Applikationen wurde der Großteil nativ realisiert. Insgesamt 38 Apps basieren auf Android Native, lediglich sieben Anwendungsprogramme wurden mithilfe von Cross Platform-Technologien erstellt. Vier davon fußen auf Flutter, drei auf React Native. Bei zehn Prozent der verbreitetsten Shopping-Apps handelt es sich um reine Web Applications. Android Native hat also nach wie vor einen hohen Marktanteil.

Entgegen unserer ursprünglichen Prognose ist der Prozentsatz der plattformübergreifenden Apps tatsächlich recht gering. Unsere Annahme, dass der Einzelhandel im Jahr 2022 vermehrt auf Cross Platform Apps baut, wurde durch die Analyse nicht bestätigt. Dass die Entwicklung und der Betrieb einer Cross Platform App bei nahezu identischer Customer Experience deutlich kosteneffizienter ist, scheint vielen Retailern noch nicht bekannt zu sein.

Über die Gründe für die geringe Nutzung plattformübergreifender Developer-Tools können wir nur Vermutungen anstellen. Beispielsweise existieren viele Apps schon längere Zeit und basieren daher wahrscheinlich auf gewachsenem Code, der vor Jahren natürlich noch überwiegend nativ entwickelt wurde. Unsere Spezialisten haben bei ihrer Analyse auch einige Anwendungen gefunden, die anscheinend nativ erstellt wurden, bevor sie dann mit einem plattformunabhängigen Framework weiterentwickelt wurden.

Diese Erkenntnis bestärkt unsere Vermutung, dass Cross Platform-Technologien in den nächsten Jahren immer öfter zur kosteneffizienten Entwicklung performanter und moderner Apps genutzt werden.

Big Player der Retail-Branche setzen schon jetzt auf Cross Platform App Development

Auch, wenn das plattformunabhängige App-Development noch nicht so verbreitet ist, wie zunächst angenommen: Viele große und erfolgreiche Unternehmen haben die App-Entwicklung mit Cross Platform-Technologien bereits in ihre Businessstrategie integriert. So wurde beispielsweise die beliebteste Shopping-App im Google Play Store, “Mein dm” von der dm-drogerie markt GmbH & Co. KG, mit vielen React Native-Anteilen programmiert.

Auch die millionenfach genutzte Applikation “Amazon Shopping” weist Anzeichen der Verwendung dieses plattformunabhängigen Frameworks auf, genauso wie der Shopping-Browser der Klarna Bank AB mit über 10 Millionen Downloads. Und mit “Alibaba”, Chinas größtem Second Hand-Marktplatz, setzt ein Big Player im Retail-Bereich schon jetzt auf Flutter zur kosteneffizienten Erstellung von leistungsfähigen und einheitlichen Apps für
zum Beispiel Android und iOS als mobile Betriebssysteme.

Das performante und einheitliche Apps für den Endnutzer ein gefragteres Shopping-Erlebnis bieten, wird mit einem Blick auf die TOP 10 der beliebtesten Shopping-Apps im Google Play Store deutlich. Unter den ersten zehn Anwendungen ist der Anteil an nativ entwickelten Apps recht gering – lediglich vier der Anwendungen weisen rein native Komponenten auf. Neben drei Shopping-Apps, die mit React Native entwickelt wurden, befinden sich mit “Lidl Plus“ und “OTTO – Shopping und Möbel” außerdem zwei Apps unter den Top-Anwendungen, die neben nativen Anteilen insbesondere auch mobile gerenderte Webseiten umfassen.

Fazit: Cross Platform App Frameworks gewinnen langsam, aber stetig an Bedeutung

Die Cross Platform-Entwicklung hat hohes Potential in den kommenden Jahren zum unverzichtbaren Entwicklungs-Werkzeug für Retailer zu werden. Sie ermöglichen es Unternehmen, App User effizient auf allen relevanten Plattformen zu erreichen und bieten flexible, skalierbare und kosteneffektive Lösungsansätze. Auch, wenn die Verbreitung langsam vonstatten geht, weil in die Jahre gekommene Apps noch auf rein nativen Funktionen beruhen: Die plattformübergreifende App-Programmierung wird weiter an Bedeutung gewinnen und Retailern dabei helfen, ihr Geschäftsmodell auf dem digitalen Markt zu positionieren.

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