Green UX – Green Pattern statt Dark Pattern

Green UX – immer häufiger stolpert man über den Begriff, der in den Werkzeugkasten der „digitalen Nachhaltigkeit“ gehört. Gerne wird die Green User Experience flankiert von Begriffen wie Green Computing, Green Coding und Green Tech Stack. Manchen mag es wie ein Trend erscheinen, der auf den Zug des Nachhaltigkeits-Marketings aufspringt. Doch Green UX ist ein wichtiges Werkzeug, das wir im Bemühen, die Klimakrise abzuschwächen, nutzen müssen. Green UX bietet hier die Möglichkeit – noch vor der Programmierung einer App – Weichen zu mehr Umweltbewusstsein und Verantwortung zu stellen und den weltweiten Energieverbrauch zu senken.

Green UX: Power to the People

Während man im Bereich Mobile gerne darauf verweist, dass hier schon viel in Richtung Energieeffizienz unternommen wird, beschreibt das Umweltbundesamt, wie der weltweite Energiebedarf für die steigende Zahl der – immer größer werdenden – Rechenzentren anwächst. Das Einsparen von Energie und das Vermeiden von Emission sind die Kernziele, die es zu verfolgen gilt. Das hat auch einen positiven Effekt für Verbraucherinnen und Verbraucher, die per Smartphone-Akku Energie als begrenzte Ressource mit sich führen.

Energie sparen beginnt beispielsweise mit dem „Dark Mode“, der bei 50 % Display-Helligkeit bis zu 9 % Akku sparen kann. Je heller der Bildschirm eingestellt ist, desto mehr lässt sich im Verhältnis dazu mit dem „Dark Mode“ einsparen. Heißt, im Tageslicht oder an sehr hellen Orten lohnt sich der Einsatz des Dark Modes ganz besonders.

Weiter geht es mit dem Einplanen einer Download-Option für Medien, die mehrfach genutzt werden. Das Lieblingsalbum lokal gespeichert abzuspielen, anstelle es jedes Mal neu zu streamen, spart mit jedem digitalen Hörgenuss Datenfluss, was positive Einwirkung auf die Umwelt hat.

Generell stellt sich die Frage, welche Datengröße überhaupt für Benutzerinnen und Benutzer von mobilen Endgeräten von Nöten ist. Ja, es gibt schon Smartphones mit 4K-Displays, doch je höher die Auflösung, desto mehr Daten werden benötigt. Der Mehrwert sehr hoch aufgelöster Bilder und Videoclips ist in den meisten mobilen Anwendungen wohl eher zu vernachlässigen. Deshalb ist hier ein Umdenken notwendig. Durch eine angemessene Auflösung – und einen umsichtigen Umgang mit Bilderwelten – lassen sich Datentransfer, Ladezeiten und Energieaufwand drastisch reduzieren. Auch der Einsatz von datensparenden Vector-Icons anstelle von Fotos ist eine Möglichkeit, die beim Thema „Green UX“ in Betracht gezogen werden sollte.

Und natürlich ist auch eine der klassischen UX-Aufgaben, nämlich Nutzer:innen schnellstmöglich zum gewünschten Ziel zu bringen, sehr hilfreich, da Ressourcen gar nicht erst geladen werden müssen. Hier neigen UX-Designer immer mehr dazu, die Usability von Apps innovativ und lösungsorientiert zu gestalten.

Digitaler Kassenbon – die nachhaltigere Alternative zum Kassenzettel aus Papier

Gemeinsam mit unserem Partner anybill begleiten wir Sie bei der Umsetzung digitaler Kassenbons.

Think green and store your data locally

Es geht dabei unter anderem darum, Energie direkt – wie durch den „Dark Mode“ – einzusparen, oder aber zu schauen, wo sich der Datentransfer minimieren oder ganz vermeiden lässt. Dabei kann den Nutzer:innen die Wahl auch selbst überlassen werden. Sei es durch das Angebot einer Download-Möglichkeit oder durch die Option, Medien in niedrigerer Qualität streamen zu können. Gleiches gilt für nachhaltiges Webdesign, was ebenfalls den Ausstoß an CO2 pro Jahr verringern kann. Ein guter Nebeneffekt der kürzeren Ladezeiten durch kleinere Daten ist, dass auch ältere Geräte davon profitieren. Und so sehr neue Technik-Spielzeuge Spaß machen, können wir durch die längere Nutzung von Hardware die Verschmutzung der Umwelt reduzieren.

Grüner wird’s nicht? Doch – dank Green UX!

Neben den genannten Maßnahmen kann noch mehr für die Umwelt getan werden. Mit den aufgezeigten Beispielen endet für viele Menschen schon die Spannweite von Green UX. Es wird nur die direkte technische Dimension der ökologischen Nachhaltigkeit wie beispielsweise beim Einsatz der energiesparenden Optionen gesehen.

Ja – diese Werkzeuge sind ein sehr guter und hilfreicher Schritt zu grüneren Apps. Hörten wir hier aber auf, die Themen UX und Nachhaltigkeit zu verknüpfen, wäre es eine sehr oberflächliche Betrachtung beider Themen. Warum? Weil UX eine große Wirkmacht mit sich bringt. UX-Designer kennen die Nutzerinnen und Nutzer, setzen sie ins Zentrum und gestalten, um User möglichst reibungslos ans Ziel zu bringen. Wir erheben Daten, testen und wissen deshalb, wie sich Anwender:innen verhalten. Mit einem grüneren User Interface Design können wir den ökologischen Fußabdruck der User optimieren.

Nudging (gezielte Verhaltensänderungen ohne Verbote und Druck) und Gamification (Übertragung von spieltypischen Elementen auf spielfremde Szenarien) sind zwei gute Beispiele dafür. Sie zeigen, wie versucht wird, das Verhalten von Nutzer:innen zu beeinflussen. Betrachten wir „grüne“ UX, kann dieses Wissen dazu verwendet werden, nachhaltige Ziele stärker in den Fokus zu rücken.

Laut einer McKinsey-Umfrage aus dem Jahr 2021 achten bereits drei Viertel der deutschen Verbraucher:innen beim Einkaufen auf die Nachhaltigkeit der gekauften Produkte. Seit Corona gibt etwa die Hälfte der Konsument:innen pro Jahr mehr Geld für grünere Produkte und Marken aus. Und bei zwei Dritteln ist nur der finanzielle Faktor eine Hürde. Es scheint, dass ökologische, soziale und klimatische Verantwortung und ein nachhaltiger Lebensstil immer mehr in das Bewusstsein der Bürger:innen rücken. Manche bräuchten nur einen Wink, um sich konsequent für den grüneren Weg zu entscheiden.

Green UX – große Unternehmen entdecken den Öko-Faktor

Ein aktuelles Beispiel für den grünen Weg ist Google Maps. Seit kurzem werden auch in Deutschland für Autofahrten kraftstoffsparende Routen angezeigt. Neben der Reisedauer erscheint nun auch ein kleines Blatt als Illustration für die mögliche Sprit-Einsparung auf der gefahrenen Route. Der jährlich eingesparte Ausstoß trägt ein wenig zum „Welt verbessern“ bei und macht User mit großer Wahrscheinlichkeit sensibler für die Themen Verbrauch und „Umweltschutz durch Digitalisierung“.

PayPal bietet in seiner App bei Bezahlung unterdessen einen kleinen Spenden-Button an. Mit einem niederschwelligen Angebot von 1 EUR für eine Hilfs-Organisation.

In der App des Fahrrad-Herstellers Cannondale wird neben den gefahrenen Kilometern auch das im Vergleich zum Auto eigesparte CO2 mit angegeben: Die Entwickler:innen zeigen die Bilanz der eigenen Fahrt, aber auch die eingesparten CO2-Emissionen aller App-Nutzenden. Was durch den Community-Gedanken schlicht noch mehr Spaß macht und damit dann auch stärker motiviert, selbst mitzumachen und durchzuhalten.

Die Beispiele aus dem Business sind hier inhaltlich viel weiter gefächert als pure Energiesparmaßnahmen. Die Gemeinsamkeit ist aber, dass es nicht darum geht, Nutzer:innen etwas aufzuzwingen, sondern ihnen viele Möglichkeiten zu bieten, sich für die umweltfreundliche Seite zu entscheiden. Durch Filter-Optionen in Online-Shops, die Bio-Produkte bevorzugen oder Angebote, das ausgestoßene CO2 direkt beim Kauf kompensieren zu können – Green UX hat viele Gesichter. Auch durch die Option, den Kassenzettel nach einem Einkauf ausschließlich digital zu beziehen, lässt sich abseits der rein technischen Optimierung ein nachhaltiger Mehrwert erzielen. Für UX bedeutet das – neben der potenziellen Planung solcher Optionen – diese auch klug und für die Nutzenden niederschwellig mit einfließen zu lassen.

Green UX – I want it all

Zusammenfassend kann man sagen, dass Green UX ein sehr weites und komplexes Feld ist, welches deutlich über die Einsparung von Energie hinaus geht. Es gibt einen ganzen Koffer voll technischer Maßnahmen, die grundsätzlich für mehr Nachhaltigkeit in Betracht gezogen werden können.

Um die Möglichkeiten des Green UX aber voll ausschöpfen zu können, ist ein gewisses Mindset oder zumindest Wissen um nachhaltige Themen unverzichtbar. Nur so werden in jedem Projekt neue spannende Möglichkeiten gefunden, eine App grüner und emissionsfreier zu gestalten.

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