Das Smartphone ist stetig zur Hand und begleitet uns mittlerweile unverzichtbar durch das Leben. Die Relevanz und der Nutzwert betreffen im besonderen Maße Menschen mit Einschränkungen. Sie gewinnen durch die integrierten Funktionen und Anwendungen an Selbstständigkeit und werden durch barrierefreie Apps unterstützt, die alltäglichen Herausforderungen meistern zu können.
Unverzichtbarer Begleiter
Auftrag Barrierefreiheit
Barrierefreiheit soll gewährleisten, dass Apps und Websites weitestgehend uneingeschränkt genutzt werden können.
Davon profitieren nicht nur Menschen mit dauerhaften Behinderungen, zum Beispiel einer irreversiblen Sehschwäche – das betrifft auch temporäre Defizite, die durch einen Unfall verursacht sein können oder auch situative Einschränkungen über das Umfeld.
Gesetzliche Grundlagen und Fristen für barrierefreie Apps
Seit Inkrafttreten des „European Accessibility Act“ Ende 2016 sind alle öffentlichen Stellen in den EU-Ländern verpflichtet, die Richtlinie für digitale Barrierefreiheit von Websites und Apps umsetzen. Als Standard für Barrierefreiheit gilt die europäische Norm EN 301 549, auf deren Grundlage die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) der Web Accessibility Initiative (WAI) formuliert und zur heute geltenden Version „WCAG 2.1“ weiterentwickelt wurden. Gesetzliche Grundlage in Deutschland ist das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und die zur Umsetzung verfasste „Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung – BITV 2.0“, die auf den WCAG Richtlinien aufsetzt.

Zeit zum Handeln
Die Fristen für öffentliche Stellen haben zunächst die Websites ins Visier genommen, native Apps erfordern aber spätestens jetzt Handlungsbedarf. Für neu entwickelte Websites galt es, bis September 2019 barrierefrei zu sein, bestehende müssen bis September 2020 angepasst werden. Die Sicherstellung einer barrierefreien App muss bis Juni 2021 gegeben sein. Wer also jetzt eine App entwickelt, sollte sie gleich barrierefrei anlegen. Bestehende Apps müssen entsprechend der Kriterien für Barrierefreiheit aktualisiert werden.
Es betrifft uns alle
Auch wenn Sie gesetzlich nicht verpflichtet sind, Ihre App oder Website barrierefrei anzubieten, sollten Sie dennoch möglichst vielen Menschen den Zugang ermöglichen. Dabei kann je nach Nutzerschwerpunkt oder notwendiger Komplexität der Inhalte entschieden werden, dass nicht die vollständige App oder Website barrierefrei sein kann oder muss. In einer Erklärung in Ihrer App oder auf Ihrer Website können Sie den Grad der Barrierefreiheit erläutern und auf nicht barrierefreie Komponenten hinweisen.
Prüfkriterien und Zertifizierung barrierefreier Apps
Websites können über offizielle Prüfstellen nach den 60 BITV-Prüfkriterien als „BITV-konform“ zertifiziert werden. Die Formulierung entsprechender Prüfkriterien für barrierefreie Apps befindet sich noch in Arbeit. Generell kann man sich allerdings an den bestehenden BITV-Kriterien und WCAG-Richtlinien, den Entwicklungs-Guides von iOS und Android und den Empfehlungen für ein „Universelles Design“ orientieren.

Assistive Grundausstattung
Im Vergleich zum Web bieten die mobilen Betriebssysteme schon diverse Einstellungsmöglichkeiten für eine barrierefreie Nutzung von Apps, müssen aber auch entsprechend unterstützt werden.
Bei der Konzeption der App ist zu beachten, dass sie einfach und fokussiert aufgebaut ist. Zu den Gestaltungsrichtlinien gehören gute Kontraste, veränderbare Schriftgrößen und die Wahl einer gut lesbaren Schriftart. Ein wichtiges Kriterium ist außerdem die Unterstützung der Sprachausgabe durch eine logische Struktur, Kennzeichnung, Beschreibung von Interaktionselementen und Hinterlegung von Alt-Texten für Bilder, Videos und Illustrationen. Zur Barrierefreiheit gehören außerdem allgemeine Usability-Kriterien, die eine Verständlichkeit und Konsistenz der Navigation vorsehen.
Die wichtigsten Kriterien für barrierefreie Apps
Lesbarkeit und Kontrast
Es sollte auf Lesbarkeit und Kontrast geachtet werden – nicht nur für Sehbehinderte.Spracheingabe
Alle Inhalte sollten per Spracheingabe durchsuchbar sein.Sprachausgabe
Alle Navigationselemente, Schaltflächen und Bilder sollten für die Sprachausgabe mit eindeutigen Texten hinterlegt und sinnvoll angeordnet werden.Keep it simple
Es sollte einfache Struktur der App gewählt, Kernfunktionen klar priorisiert und eindeutig benannt werden.
Unser Service für barrierefreie Apps
Vom ersten Schnellcheck bis zur vollständigen Prüfung: Wir untersuchen Ihre App oder Website nach den relevanten Kriterien und Richtlinien auf Barrierefreiheit, dokumentieren den Handlungsbedarf und entwickeln Guidelines für Mitarbeiter:innen und Redakteur:innen.
Das können wir im Einzelnen für Sie tun:
- Beratung und Empfehlung hinsichtlich des grundsätzlichen Handlungsbedarfs
- Prüfung einer bestehenden App oder Website auf Barrierefreiheit inklusive Download-Dokumenten, Videos und Audio-Inhalten
- Bewertung Ihres Styleguides hinsichtlich Barrierefreiheit
- Dokumentation der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
- Entwicklungsbegleitung bei der Optimierung
- Erstellung von Guidelines und Schulungsunterlagen
- Unterstützung bei der Durchführung von Schulungen
Barrierefreie Apps sind Teamarbeit
Kunden
Müssen den Bedarf und eigene Anforderungen prüfen und eine barrierefreie Umsetzung beauftragen.Agenturen
Sie sind als Dienstleister für die Umsetzung der Barrierefreiheit verantwortlich.UX-Designer:innen
Müssen Barrierefreiheit in allen konzeptionellen Aspekten berücksichtigen.UI-Designer:innen
Müssen Barrierefreiheit in allen gestalterischen Aspekten berücksichtigen.Entwickler:innen
Müssen OS-Unterstützung, assistive Techniken und alternative Eingabeformen berücksichtigen.Redakteur:innen
Sind für die Auswahl und textliche Gestaltung barrierefreier Inhalte verantwortlich.